David Borgmann & Marina Schulze - Falsche Fährten

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Curated by:

Galerie Noah

Die Weltkugel erhaben über den Dingen, Lavafelder in dokumentarischer Genauigkeit, ein idyllischer Ausblick auf mediterrane Buchten, ein seichtes Panorama, soweit das Auge reicht – wie ein kleiner, feiner Ausflug durch Raum und Zeit, quasi einmal um den Erdball in seiner ganzen Pracht, in wohltuender Schönheit und respektvoller Detailtreue, kommt ein Galerie-Rundgang im Glaspalast dieser Tage gleich. Doch falsch gedacht, von wegen und überhaupt! Der kosmische Körper im Übermaß, ein Pilzkopf; die feldartigen Landschaften aus der Vogelperspektive, eine Schaumstoffmatte unter Mikroskop; die Seestücke imposanten Tiefgangs, Flächen voller fremdartiger Stofflichkeit; und das Flair des Mittelmeerraums – genau genommen - nicht mehr als eine großflächig aufgetragene Farblasur mit palmblattartiger Faktur. David Borgmann und Marina Schulze verstehen es, den Betrachter auf „Falsche Fährten“ zu führen, zu irritieren, in der eigenen Wahrnehmung zu verunsichern, aufregend zu verwirren, spannend zu stören. Die gleichnamige Ausstellung in der Augsburger GALERIE NOAH zeigt neue Arbeiten der beiden Karin-Kneffel-Schüler, die, so will man meinen, in ihrer formvollendeten, illusionistischen, filigranen Manier zu malen kaum mehr zu übertreffen sind. Den Realismus führen die zwei gekonnt ad absurdum, ob Hyper-, Neo-, Foto- oder Surrealismus, ist oft nicht mehr genau auszumachen. Jedenfalls und mit großer Sicherheit zählt das Duo, wie ihre Meisterin Karin Kneffel, zu den künstlerischen Überrealisten unserer Zeit, die via Übersteigerung und virtuoser Detailgenauigkeit auch Abstraktion suggerieren, die Gegenständlichkeit förmlich kippen lassen. Genial.

David Borgmann, 1983 in Wilhelmshaven geboren, studiert Kunst bei Karin Kneffel erst an der Hochschule in Bremen, dann an der Akademie in München, und schließt sein Studium schließlich 2015 als Meisterschüler von Ingo Meller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ab. Er erhält schon in jungen Jahren zahlreiche Preise wie den der Nordwestkunst 2017, stellt schnell in großen Galerien deutschlandweit, auch international aus und festigt seine Position unter all den so Akademieabgängern geduldig, dezent, fundiert. Borgmann steht für kongeniale Experimente mit Tiefenräumlichkeit und Flächigkeit; per Staffagen in je differenzierter Textur gibt er vermeintlich bekannte Wirklichkeiten vor, die sich bei längerer Betrachtung, bei reflektierter Bereitschaft zur Infragestellung auflösen, zu einem Konstrukt konzeptioneller Flächigkeiten werden. Max Ernst lässt grüßen, von Gestern ins Heute.

Marina Schulze, 1973 in Delmenhorst geboren, studiert Malerei bei Karin Kneffel und Katharina Grosse an der Hochschule in Bremen und erhält 2005 ihren Meisterbrief. Auch sie wird mit Preisen und Stipendien geehrt, darunter das DAAD-Stipendium für Island, und kann inzwischen auf feste Kooperationen mit etablierten Galerien in ganz Deutschland verweisen. Einige beachtliche museale Einzelausstellungen darf sie bereits auflisten, zuletzt im Syker Vorwerk 2020. Schulze feiert eine Form des Hyperrealismus, wie man ihn bisher kaum erleben durfte: minimalen Mikrokosmos macht sie maximal, zoomt Oberflächen wie die von Lamellen oder Haut heran, nimmt sie unter die künstlerische Lupe, um zu neuen formellen Erkenntnissen zu gelangen. Wie David Borgmann auch, gelingt es Marina Schulze, alle Sinne anzusprechen, haptische Malereien hervorzuzaubern, die berühren, begeistern, faszinieren.

Parallel im Studio zeigen wir Zeichnungen von Steffen Kern aus München, einem weiteren Meisterschüler von Karin Kneffel, der mit entleerten Räumlichkeiten einer modernen Gesellschaft spielt und kleine perspektivische Meisterstücke mit reichlich Platz für Fantasie und Suggestion kredenzt.

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